Unternehmensziele

Lernfeld 1: Das Unternehmen und die eigene Rolle im Betrieb beschreiben

Was wollen Unternehmen erreichen?

Purpose: Der Sinn und Zweck (Warum?)

Stell dir vor, du gründest ein Unternehmen. Wohin soll die Reise gehen? Was ist dein Antrieb? Der Purpose beschreibt den tieferen Sinn und Zweck des Unternehmens, also den Beitrag zur Gesellschaft. Er beantwortet die Frage: Warum existiert das Unternehmen? Ein klar definierter Purpose stärkt die Identifikation der Mitarbeitenden mit dem Unternehmen und fördert ein verantwortungsbewusstes Handeln. Beispiel: "Verbesserung der Lebensqualität durch Zugang zu sauberem Wasser."

Vision: Der Blick in die Zukunft (Wohin?)

Die Vision skizziert das langfristige Zukunftsbild des Unternehmens. Sie ist inspirierend und ambitioniert und zeigt, was das Unternehmen erreichen möchte. Eine kraftvolle Vision motiviert und gibt Orientierung für langfristige Entscheidungen. Beispiel: "Eine Welt, in der jede:r Zugang zu sauberem Trinkwasser hat."

Mission: Der Weg zum Ziel (Wie?)

Die Mission definiert den konkreten Auftrag und die Handlungsgrundlage des Unternehmens. Sie beschreibt, wie die Vision erreicht werden soll. Die Mission lenkt das tägliche Handeln und stellt sicher, dass alle Aktivitäten auf das gemeinsame Ziel ausgerichtet sind. Beispiel: "Entwicklung und Vertrieb innovativer Wasserfilteranlagen."

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Welche Arten von Unternehmenszielen gibt es?

Strategische Ziele: Die langfristige Ausrichtung

Strategische Ziele definieren die langfristige Ausrichtung des Unternehmens und legen fest, wie es seine Wettbewerbsposition stärken will. Sie beeinflussen grundlegende Entscheidungen über Investitionen, Marktpositionierung und Geschäftsmodelle. Beispiel: "Wir wollen Marktführer in der Branche für nachhaltige Wasseraufbereitung werden."

Operative Ziele: Die kurzfristigen Maßnahmen

Operative Ziele sind kurzfristige, konkrete Maßnahmen zur Erreichung der strategischen Ziele. Sie beziehen sich auf die täglichen Aufgaben und Aktivitäten innerhalb des Unternehmens.

Die SMART-Kriterien helfen, Ziele klar und messbar zu formulieren: Spezifisch (Specific), Messbar (Measurable), Erreichbar (Achievable), Relevant (Relevant) und Zeitgebunden (Time-bound).

Anstatt zu sagen "Wir wollen mehr Kund:innen", könnte ein SMARTes Ziel lauten: "Wir wollen die Anzahl unserer Neukund:innen in den nächsten sechs Monaten um 15 % steigern, indem wir unsere Marketingaktivitäten auf Social Media verstärken."

Ökonomische Ziele: Der finanzielle Erfolg

Ökonomische Ziele beziehen sich auf den finanziellen Erfolg des Unternehmens und sind essenziell für dessen Überleben und Wachstum. Sie sichern die finanzielle Stabilität und ermöglichen Investitionen in Innovationen und Expansion. Beispiel: "Steigerung des Gewinns um 10 % innerhalb der nächsten zwölf Monate, um zukünftige Investitionen in Forschung und Entwicklung zu finanzieren."

Ökologische Ziele: Umweltverantwortung

Ökologische Ziele zielen auf den verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen und den Schutz der Umwelt ab. Durch Maßnahmen wie die Reduzierung von Emissionen, den Einsatz erneuerbarer Energien oder die Minimierung von Abfall leistet das Unternehmen einen Beitrag zum Umweltschutz und kann zudem langfristig Kosten sparen. Beispiel: "Reduzierung des CO₂-Ausstoßes um 25 % innerhalb der nächsten zwei Jahre."

Soziale Ziele: Gesellschaftlicher Beitrag

Soziale Ziele betreffen das Wohlergehen der Mitarbeitenden und der Gesellschaft insgesamt. Dazu gehören faire Arbeitsbedingungen, Gleichberechtigung, Aus- und Weiterbildung sowie Engagement in sozialen Projekten. Soziale Verantwortung stärkt das Unternehmensimage und fördert die Loyalität der Mitarbeitenden. Beispiel: "Erhöhung der Mitarbeitendenzufriedenheit durch flexible Arbeitszeitmodelle."

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Wie kann ich ökonomische Ziele festhalten?

Finanzielle Basis: Absatz, Umsatz und Gewinn

Diese drei Ziele bauen direkt aufeinander auf und bilden die Grundlage des finanziellen Erfolgs. Stell dir ein Unternehmen vor, das Äpfel verkauft.

  1. Hoher Absatz: Das Ziel ist, so viele Äpfel wie möglich zu verkaufen. Es geht hierbei um die reine Stückzahl. Ein hoher Absatz kann den Marktanteil erhöhen und die Kosten pro Stück senken (sogenannte Skaleneffekte). Beispiel: Wir wollen die Verkaufszahlen unseres neuen Smartphones im nächsten Quartal um 20 % auf 1,2 Millionen Stück steigern."
  2. Hoher Umsatz: Der Umsatz ist der gesamte Geldbetrag, den das Unternehmen durch den Verkauf der Äpfel einnimmt. Er berechnet sich aus Absatzmenge × Preis. Das Ziel ist, die Gesamteinnahmen zu maximieren. Beispiel: Unser Ziel ist es, den Jahresumsatz um 10 % auf 5 Millionen Euro zu erhöhen, indem wir unsere Produkte auch online verkaufen.
  3. Hoher Gewinn: Der Gewinn ist das, was nach Abzug aller Kosten (z. B. für Personal, Material, Miete) vom Umsatz wirklich übrig bleibt. Er berechnet sich aus Umsatz - Kosten . Beispiel: Wir streben eine Gewinnsteigerung von 15 % an, indem wir unsere Produktionsprozesse durch neue Software effizienter gestalten und so Kosten sparen.

Finanzielle Gesundheit: Rentabilität und Liquidität

Ein hoher Gewinn allein reicht nicht aus. Das Unternehmen muss auch wirtschaftlich gesund sein. Zwei Kennzahlen sind hierfür entscheidend:

  1. Rentabilität: Sie misst, wie effizient ein Unternehmen sein Geld einsetzt. Stell dir vor, du investierst 100 € und bekommst 112 € zurück. Dein Gewinn beträgt 12 €, deine Rentabilität 12 %. Es geht also um das Verhältnis von Gewinn zu eingesetztem Kapital. Eine hohe Rentabilität zeigt, dass das Unternehmen klug wirtschaftet. Beispiel: Wir streben eine Eigenkapitalrentabilität von mindestens 15 % an, um für Investor:innen attraktiv zu bleiben.
  2. Liquidität: Dies bezeichnet die Fähigkeit, jederzeit alle Rechnungen pünktlich bezahlen zu können. Ein Unternehmen muss also immer genug "flüssige" Mittel auf dem Konto haben. Ohne ausreichende Liquidität droht die Zahlungsunfähigkeit (Insolvenz). Beispiel: Wir müssen sicherstellen, dass unsere liquiden Mittel immer ausreichen, um die Gehälter der nächsten drei Monate und alle offenen Rechnungen zu decken.

Wachstum: Größer und stärker werden

Wachstum bedeutet, dass das Unternehmen expandiert, um seine Position im Wettbewerb zu stärken und langfristig erfolgreich zu sein. Dies kann auf verschiedene Weisen geschehen:

  • Neue Märkte erschließen: Ein deutsches Automobilunternehmen beginnt, seine Fahrzeuge auch in Südamerika zu verkaufen.
  • Neue Produkte entwickeln: Ein Softwarehaus, das bisher nur Buchhaltungssoftware anbot, entwickelt zusätzlich ein Programm für die Personalverwaltung.
  • Unternehmen übernehmen: Eine große Supermarktkette kauft eine kleinere, regionale Kette auf.

Beispiel: Wir planen, in den nächsten fünf Jahren durch die Eröffnung von 20 neuen Filialen in Süddeutschland zu wachsen.

Marktpositionierung: Die Führung übernehmen

Viele Unternehmen streben danach, in ihrem Bereich die Nummer Eins zu sein. Man unterscheidet hier vor allem zwei Arten der Führung:

  1. Marktführerschaft: Ziel ist es, der größte und einflussreichste Anbieter in einem Markt zu sein, gemessen am Umsatz oder Absatz. Marktführer:innen genießen oft hohes Vertrauen bei der Kundschaft und haben eine starke Verhandlungsposition gegenüber Lieferant:innen. Beispiel: Unser Ziel ist es, innerhalb von drei Jahren zum Marktführer für vegane Bio-Limonade in Deutschland aufzusteigen.
  2. Technologieführerschaft: Hier geht es darum, durch Innovation und Forschung die fortschrittlichsten Produkte oder Verfahren anzubieten. Technologieführer:innen können oft höhere Preise verlangen und sichern sich durch Patente wichtige Wettbewerbsvorteile. Beispiel: Wir investieren 25 % unseres Gewinns in Forschung und Entwicklung, um unsere Position als Technologieführer im Bereich der KI-gestützten Diagnosesoftware zu verteidigen.
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Wie hängen Unternehmensziele zusammen?

Komplementäre Ziele: Gemeinsam stärker

Komplementäre Ziele unterstützen sich gegenseitig. Wenn ein Ziel erreicht wird, trägt dies auch zur Erreichung eines anderen Ziels bei. Solche Synergien sind wertvoll, da sie die Effizienz steigern und Ressourcen optimal nutzen. Beispiel: Eine Verbesserung der Produktqualität kann zu einer höheren Kund:innenzufriedenheit führen, was wiederum den Umsatz steigert.

Konkurrierende Ziele: Im Spannungsfeld

Konkurrierende Ziele stehen im Konflikt zueinander. Die Erreichung des einen Ziels kann das Erreichen des anderen Ziels behindern. Es ist wichtig, solche Zielkonflikte frühzeitig zu erkennen und abzuwägen, welche Prioritäten gesetzt werden sollten. Beispiel: Kostensenkung durch Personalabbau kann zu einer Verringerung der Produktqualität und somit zu einer Einbuße der Kund:innenzufriedenheit führen.

Neutrale Ziele: Unabhängig voneinander

Neutrale Ziele haben keinen direkten Einfluss aufeinander. Die Erreichung des einen Ziels hat weder positive noch negative Auswirkungen auf das andere Ziel. Solche Ziele können parallel verfolgt werden, ohne dass sie sich gegenseitig behindern oder unterstützen. Beispiel: Die Einführung eines neuen IT-Systems hat keinen direkten Einfluss auf die Erweiterung des Produktportfolios.

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Lernziele

  • die Bedeutung von Vision, Mission und Purpose interpretieren, indem erklärt wird, wie diese formuliert werden und welche Rolle sie in der strategischen Ausrichtung, Unternehmenskultur und Mitarbeitendenmotivation spielen.
  • die Beziehungen zwischen verschiedenen Unternehmenszielen differenzieren, indem komplementäre, konkurrierende und neutrale Zielbeziehungen identifiziert und deren Auswirkungen auf das Unternehmen in konkreten Szenarien dargestellt werden.
  • die verschiedenen Arten von Unternehmenszielen klassifizieren, indem wirtschaftliche, strategische und operative Ziele anhand ihrer Zeithorizonte, Reichweiten und Konkretisierungsgrade unterschieden und durch konkrete Beispiele veranschaulicht werden.
  • die SMART-Kriterien bei der Zielformulierung umzusetzen, indem konkrete Unternehmensziele nach den Kriterien Specific, Measurable, Achievable, Relevant und Time-bound formuliert werden.
  • Ausdrucksformen ökonomischer Ziele veranschaulichen, indem Begriffe wie Rentabilität, hoher Absatz, hoher Umsatz, hoher Gewinn, Liquidität, Marktführerschaft, Technologieführerschaft und Wachstum definiert und deren Bedeutung anhand konkreter Beispiele erläutert werden.
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